„Widerstand mit vielleicht veralteten Mitteln“
Literatur. Bildung. Politik.
DOI:
https://doi.org/10.21248/dideu.668Schlagworte:
Geschichte der Deutschdidaktik, Politik und Literatur, Denkrahmen der Deutschdidaktik, Global Citizenship EducationAbstract
Dieser Text versucht, die politische Dimension von Deutschunterricht und Deutschdidaktik systematisch und historisch zu erfassen. Die Beschäftigung mit Sprache, Literatur und Medien ist eine naturgemäß politische Angelegenheit. Das Politische sollte jedoch nicht nur als Inhalt des Unterrichts, sondern als Herausforderung für das Selbstverständnis des Faches verstanden werden. Das Politische ist kein spezielles Arbeitsfeld des Deutschunterrichts, wie z. B. das Barock oder die Textgrammatik. Das Politische ist eine Dimension aller Arbeitsfelder.
Der Deutschunterricht verdankt historisch gesehen politischen Zielsetzungen seinen Aufstieg als Leitfach im schulischen Fächerkanon. Die moderne Deutschdidaktik hat sich wiederum in den 1970er Jahren in explizit politischer Absicht von der Deutschmethodik abgesetzt. Deswegen wird zunächst ein Blick auf die Anfänge der Disziplin in den 1960er und 1970er Jahren geworfen. In einem weiteren Anlauf werden heutige Herausforderungen durch Globalisierung, Postkolonialismus und die aktuelle Polykrise erörtert, und es wird für einen Paradigmenwechsel plädiert. Der Text endet mit einigen Hinweisen auf eine politisch verstandene Literaturdidaktik.
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